Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit der Analyse von Hermann Hesses Märchen Ausgustus und Merkwürdige Nachricht von einem andern Stern, die unter den Aspekten der Zeitreflexion und des therapeutischen Narrativs erörtert werden. Hesse reflektiert in den beiden Märchen sowohl die zeitgenössische politische Situation, also den Ersten Weltkrieg, als auch die verwirrten psychischen Zustände seiner Mitmenschen. Beide Märchen weisen auch darauf hin, dass Hesse von psychoanalytischen Theorien von Sigmund Freud und Carl Gustav Jung beeinflusst wurde. Hesses Märchen haben eine therapeutische Funktion. Besonders die narrativen Dialoge dienen der Erkenntnis des unbewussten Inneren. So betont John Bradshaw, der von Freud und Jung beeinflusst wurde, dass der Mensch als Individuum durch das Erkennen und die Entdeckung des “Inneren Kindes“(inner-child) seine eigenen Traumata heilen kann. Die therapeutischen Dialoge zwischen den jungen Protagonisten und den alten Weisen sind symbolisch durch die Aufhebung der Unterschiede von Raum und Zeit verkörpert. Außerdem zeigen die Märchen, wie sich die Protagonisten durch ihr Bemühen um Heilung ihrer inneren Traumata auf dem Weg zur eigentlichen Menschwerdung befinden.