In der vorliegenden Arbeit habe ich versucht, die Sprach- und Identitätsprobleme einer Gastarbeiterfamilie zu analysieren. In dem Film Almanya - Willkommen in Deutschland (2011) geht es in erster Linie um den Gastarbeiter Huseyin Yilmaz, der Mitte der 60er Jahre seine Heimat Anatolien in der Turkei verlassen hat, um als Gastarbeiter das deutsche Wirtschaftswunder zu unterstutzen. Aus der Beschäftigung von damals sogenannten „Gastarbeitern “ entwickelte sich aber im Laufe der Zeit dauerhafte Einwanderung. Zwar war es nicht leicht, in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten, ohne die Sprache und Kultur zu beherrschen. Doch die Aussicht auf ein besseres Leben ließ viele diese Hurden uberwinden. Der sehr persönliche Film der Samdereli-Schwestern, der Themen wie Migration, Identität und Integration behandelt, beruht zum großen Teil auf eigenen autobiografischen Erfahrungen.
Mit der Frage nationaler Identität haben die Enkelkinder Huseyins bis heute zu kämpfen: Die Enkeltochter Canan hat das Problem, wie sie ihrer Familie erklären soll, dass sie von einem Briten schwanger ist. Außerdem tritt das Problem der Identität besonders beim Enkelkind Cenk zutage, der nicht weiß, ob er Turke oder Deutscher ist. Bei einem Familientreffen platzt es aus ihm heraus: „Was bin ich, Turke oder Deutscher?“ Dadurch sind plötzlich alle Familienmitglieder mit der Frage konfrontiert, wo ihre Heimat ist und wo ihre Wurzeln liegen. Aber eine uneheliche Schwangerschaft fuhrt keineswegs zum Ehrenmord, wie es in anderen deutschen Filmen uber Muslime so gern gezeigt wird. So erzählt der Film mit viel Humor und Einfuhlungsvermögen die generationenubergreifende Familien- geschichte und zeigt den durch den Landeswechsel bedingten Wandel der Kultur, sowie die Vorurteile seitens der Deutschen und der Turken. Aus diesem Grund hat der Film das Potenzial, zu mehr Verständnis zwischen den Kulturen beizutragen, auch wenn das tatsächliche Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern nicht stattfindet. Denn die Familie Yilmaz lebt wie im Ghetto sehr eng beieinander, was ein wichtiger Aspekt bei der Entstehung von Parallelgesellschaften und den Integrationsproblemen in einer multikulturellen Gesellschaft ist.