Alfred Döblins avantgardistisches Meisterwerk Berlin Alexsanderplatz (1929) und Hans Falladas Bestseller Kleiner Mann, was nun? (1932) gehören zu den Romanen, die nicht nur die Krisen und die Bitterkeit der zu Ende gehenden Weimarer Republik schonungslos darstellen, sondern auch mit erstaunlicher Scharfsichtigkeit ein authentisches Bild der Großstadtmisere bzw. der Berliner Gesellschaft zeichnen. Dabei stehen insbesondere Menschen, deren kleinburgerliche Existenz jegliche Perspektive verloren hat, im Zentrum des Interesses. Die beiden Romane kreisen um das Begriffspaar “Großstadt” und “kleiner Burger” - Terminologie, die heutzutage zwar zum Standardrepertoire von Literaten, Philologen und Jounalisten gehört, die damals aber kaum eine von den bevorzugten Vorstellungen deutscher Romanautoren war.
Die jeweilige Hauptfigur, der ehemalige Zement- und Transportarbeiter Franz Biberkopf sowie der einfache Angestellte Johannes Pinneberg, ist einer von denen, welche durch eine nicht verruckbare Abgrenzungslinie von den Reichen und Gebildeten getrennt sind und permanent unter dem geringen gesellschaftlichen Stellenwert und dem ökonomischen Druck leiden. Es wird im Folgenden untersucht, auf welche Weise die Großstadt Berlin und die Lebenswirklichkeit der "kleinen Leute" in den beiden Romanen ihre kunstlerische Form sowie ihre epische Interpretation gefunden haben.