Die vorliegende Arbeit untersucht den Aspekt der Sexsucht bei Arthur Schnitzler, wie er sie in seinem Werk und seinem Tagebuch zum Ausdruck bringt. Es ist im allgemeinen als sexsuchtig zu bezeichnen, wenn eine Person - nicht fahig ist, sexuellen Impulsen zu widerstehen, - erfolglos versucht, sein sexuelles Begehren zu stoppen oder zu unterdrucken, - verminderte Fahigkeit an Selbstkontrolle besitzt, - in Verzweiflung gerat, wenn sie ihre sexuellen Neigungen nicht ausleben kann, - sowie wenn sie aufgrund der Sucht ihre beruflichen, familiaren und sozialen Verpflichtungen vernachlassigt. Bei der Hauptfigur in dem Werk Schnitzlers Cassanovas Heimfahrt kommt die Sexsucht mannigfaltig zum Ausdruck. Zuerst druckt sich eine pathalogische Sucht in ihrem exzessiven Verhalten aus und das sexuelle Verlangen in Form eines progredienten Verlaufs, welches zusammen mit den sexuellen Fantasien einhergeht. Als Casanova durch Olivo von Marcolina hort, bekommt er eine starke Lust und Begierde nach ihrem nackten Korper, obwohl er sie nicht einmal kennt. Hier wird somit offensichtlich, dass sich Cassanova wie ein Sexsuchtiger verhalt. Er ist beherrscht von den Gedanken und sexuellen Begierden nach Malcolina. Dies wurde auch der Fall sein, wenn es sich um eine fur ihn unerreichbare Person handeln wurde - z. B. einer verheirateten Frau oder einer Konigstochter. Dabei vergisst er ganz und gar seine personliche politische und soziale Stellung und sein Ziel. Er konzentriert sich krankhaft und zwanghaft nur noch darauf, wie er sein Verlangen befriedigen konnte. Schließlich muss er seinen sexuellen Gelusten nachgeben und verfuhrt Marcolina mit List. Das Symptomatische eines Sexsuchtigen ist bei Cassanova außerdem darin zu erkennen, dass er standig und zwanghaft auf die Suche nach mehreren Partnerinnen geht. Ein solches Verhalten bringt ofters Selbsterniedrigung, Selbstgefahrdung und auch Gefahrdung anderer Personen mit sich, ebenso auch eigene finanzielle, berufliche und soziale Probleme. Der Autor des Werkes, Schnitzler selbst, verschweigt sein eigenes suchtartiges Sexualverhalten nicht. Zum Beispiel schreibt er in seinem Tagebuch die Anzahl der Orgasmen, die er mit seiner Geliebten Anna Heeger erlebt hat, detailliert auf. Stand 31. August 1888 habe er in 11 Monaten 326 Mal, in zwei Jahren 583 Mal Orgasmen gehabt. Es kann bei Schnitzler nachvollzogen werden, dass sein suchtartiges Sexualleben auf eine Unfahigkeit fur Liebesbeziehungen und fehlende Anerkennung bzw. Selbstbestatigung zuruckzufuhren ist. Am Anfang einer jeden Liebesbeziehung erlebt er Hochgefuhl und Euphorie. Aber bald, wenn sein Bedurfnis nach Liebe und Aufmerksamkeit erfullt ist, wendet sich Schnitzler ohne Reue und schlechtes Gewissen einer anderen Frau zu, um mit ihr wieder sexuell in Kontakt zu kommen und um seine sexuellen Geluste zu befriedigen. Schnitzlers Umgangsformen und seine Haltung gegenuber Frauen , "jede Frau konne ihm sexuell freistehen" ist aus heutiger Sicht sozial gefahrlich, menschenverachtend und insbesondere frauenfeindlich. Eine solche Haltung kann bei Mannern sowohl eine negative als auch eine falsche Sichtweise auf Frauen vermitteln. Die Gestaltung der Frauen in dem Werk Cassanovas Heimfahrt: ‘Frauen stehen Mannern sexuell frei zur Verfugung’, kann oder muss ein Wunschdenkens von Schnitzler oder auch von Mannern generell bleiben.