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현대문학 : 덫으로서의 현대 세계와 소설의 양가성(2) -쿤데라와 카프카
Moderne Welt als Falle und Ambivalenz des Romans(2) -Kundera und Kafka
정용환 ( Yong Whan Chung )
UCI I410-ECN-0102-2016-850-000692221

Der tschechische Autor Milan Kundera hat in einem Interview mit Ian McEwan zugegeben, dass in seiner Definition des Romans als ‘Erforschung des Lebens in der Welt als Falle’ seine Bewunderung fur Kafka ausgedrackt sei. In Kunderas Roman Die unertrugliche Leichtigkeit des Seins, in dessen metafiktionalen Reflexionen diese Romandefinition zu finden ist, spielt die Falle-Metapher, die er von Kafka ubernommen hat, eine zentrale Rolle. Mit Kafka verbindet Kundera, “the Other K”(Carlos Fuentes) viel mehr als Herkunftsland und Initial: er selbst bekennt sich zum “kritischen Modernismus” Kafkas und will sich als dessen Erbe verstanden wissen. In diesem Aufsatz handelt es sich um den 2. Teil meiner Arbeit uber Kunderas Kafka-Rezeption. Im ersten Teil ist anhand der usthetischen Essays von Kundera seine Kafka-Interpretation analysiert. Hier wird deren Bedeutung far Kunderas eigene Romanpraxis untersucht. Daruber hinaus werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Romanpoetik der beiden Autoren herausgearbeitet. Kundera zieht aus dem Vergleich von Kafkas Brief an den Vater und seinen literarischen Texten den Schluss, dass in Kafkas Romanen seine persunliche Erfahrung des “‘intimen’ Totalismus in der Familie” auf dem großen Weltleinwand projiziert ist: bei Kafka herrsche sowohl in der Familie als auch in der Welt die willkurliche, undurchschaubare Macht, der der Einzelne total und hilflos ausgeliefert ist. Die gegenseitige Spiegelung von Familie und Gesellschaft, die Kundera bei Kafka feststellt, bildet den Ausgangspunkt far die Geschichte Teresas in Die unertrugliche Leichtigkeit des Seins. In diesem Roman ubt Teresas Mutter eine so absoute Macht auf sie, wie Kafkas Vater auf ihn. In ihrer Familiie gibt es keine Privatsphare, die vor dem Eingriff der Mutter sicher ist. Teresas Suche nach ‘dem Hoheren’, der Unverwechselbarkeit, der ‘Seele’ wird von ihrer Mutter, die die undifferenzierte Korperlichkeit des Menschen agressiv zur Schau stellt, brutal verlacht. Fur Teresa - und den Autor Kundera - ist solche Ausmerzung der Pirvatsphare und Uniformierung des Menschen das Hauptkennzeichen des Konzentrationslagers im Totalismus. Nach dem Scheitern des Prager Fruhlings findet sich Teresa mit derselben Situation im großen Ausmaß konfrontiert. Im Realsozialismus wird die Verletzung der Privatesphare des Burgers zum Alltag. Das private Gesprach zwischen den Freunden wird vom Staat abgehort und zum politischen Zweck durch Rundfunk ausgestrahlt. Im vierten Teil des Romans geht Teresa selber in die ‘Falle’, die die Geheimpolizei aufgestellt hat. Nach dem Abschied vom Elternhaus wahnte Teresa sich sicher von der Macht ihrer Mutter. “Das Reich der Mutter erstreckte sich jedoch uber die ganze Welt.” Die Welt selbst hat sich zum Konzentrationslager verwandelt. Fur Kundera ist der Totalismus nicht ein politscher, sondern vor allem “ein anthropologischer Skandal”: im Menschen selbst steckt etwas, was mit dem totalitaren Systems korrespondiert. Wahrend Kundera bei Kafka im unbegrundeten Schuldgefuhl des Protagonisten die anthropologischen Komponente des Totalismus erblickt, ist sie in seinem Roman vor allem die “Sehnsucht nach dem Fall”: der innere Trieb des Menschen zur Entindividualisierung und Entdifferenzierung, den Teresas Mutter verkorpert, von dem aber Teresa selbst vorubergehend ergriffen wird. Nach Kundera gehort die Erkenntnisfunktion des Romans mit seiner formalen Innovation untrennbar zusammen. Auf der formalen Ebene laßt sich die Gemeinsamkeit von Kafka und Kundera in der Befreiung vom literarischen Norm des Realismus feststellen. In den Erzahlungen der beiden Autoren werden die chronologisch-kausale Erzahllogik des 19. Jahrhunderts gelockert und neue offene Formen geschaffen. Aber auch die offene Form der Moderne braucht eine innere Koharenz, um nicht durch die Zentrifiguralkraft aus den Fugen zu geraten. Bei Kafka verschafft die durchgehende personale Erzahlperspektive seinen Romanen eine Einheit: alles wird vom Blickwinkel der Hauptfigur gesehen und gedacht. Der Erzahler versteckt sich hinter ihr und enthalt sich jedes definitiven Urteils. Die kafkaeske Ambivalenz von Traum und Wirklichkeit hangt auch mit dieser modernen Erzahlperspektive zusammen. Im Text gibt es keine Instanz mehr, von der aus beides zu unterscheiden ware. Kunderas Romane sind polyphon strukturiert. Sie bestehen aus verschiedenen Elementen wie wirklichkeitsnahen Geschichten, surrealen Traumen, historischen Anekdoten, metafiktionalen Reflexionen, essaystischen Ausschweifungen etc.. Was diesen disparaten Linien einen Zusammenhang verschafft und die Einheit der Handlung des traditonellen Romans ersetzt, ist die thematische Einheit. Zum Schluss ist als die textstrukturelle Gemeinsamkeit in den Romanen der beiden Autoren semantische Ambivalenz herauszustellen, die nach dem Literaturtheoretik Peter V. Zima das Hauptmerkmal des literarischen Modernismus ausmacht.

[자료제공 : 네이버학술정보]
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