Die Groβschreibung ist ein besonderes graphisches Mittel, das unter demEinfluβ der Anforderung nach leichter Uberschaubarkeit und rascherInformations- entnahme im Zuge der Entwicklung und Verbreitung dergeschriebene Sprache funktional genutzt wurde.Die Schwerigkeiten der Groβschreibung von Eigennamen liegen einmalin der Bestimmung, Abgrenzung und Unterklassifizierung der Eigennamenselbst. Und sie liegen zum anderen in einer Reihe zusatzlicherorthographischer Probleme, die sich aus der Bestimmung der Eigennamenergeben.Wenn die Eigennamen eine eigenstandige lexikalische Klasse darstellen, dann mussen sie durch bestimmte inhaltliche und bzw.oder formaleMerkmale vonanderen lexikalischen Klassen unterscheiden. Ebenso wie beianderen sprachlichen Klassen realisieren sich die Merkmale dieser Klasseauch hier in den einzelnen Elementen mu unterschiedlicher Vollstandigkeitund in unterschiedlichem Grad, d.h., es ist auch bei der Klasse derEigennamen in Anwendung von Erkenntnissen der Prager Schule zuunterscheiden zwischen einem Zentrum der Klasse, einer Periphrie derKlasse und einer Grenzzone.Die Orthographieanderungen von 2004 haben in der Offentlichkeit nichtnur Zustimmung gefunden, sondern auch mehr oder weniger heftige Kritikhervorgerufen, in der sich unterschiedliche linguistische Positionen, aberauch die unetrschiedliche Akzentuierung verschidener auβerlinguistischer Aspektemanifestieren. Im Detail betrifft bei der Groβ- und Kleinschreibung vorallem zwei Fallgrupen, namlich adjektivische Ableitungen von Eigennamen,speziell von Personennamen (§62), vom Typ ohmsches Gesetz, heinescheIronie, die homerischen Epen, die darwinsche Evolutionstheorie sowie festenominale Wortgruppen aus Adjektiv und Substantiv (§63 und §64) vonTyp schwarzes Brett, rote Karte, groβes Los. Gewisse orthograohische Probleme bietet im Deutschen auch die GroβoderKleinschreibung der adjektivischen Ableitungen von Personennamenund geographischen Namen, wobei der Majuskelgebrauch hier uberhauptden Grundsatz der Substantivgroβschreibung widerspricht. Stets kleingeschrieben werden die mittels des Suffixes -istisch von Eigennamenabgeleiteten Adjektive.sofern die nicht ihrerseits Teile von proprialenAusdrucken sind.Bei Derivaten auf (i)sch setzt man die Majuskeldemgegenuber ein. Gleichfalls problematisch istdie unterschiedliche graphischeKennzeichnung der Ableitungen von geographischen Namen.WahrendAbleitungen auf-er mit groβem Anfangsbuchstaben zu schreiben sind, sindAbleitungen auf -(i)sch klein zu schreiben, sofern sie nicht Teile vonNamen sind. Da aber beide Formen in ihrer adjektivischen Verwendungfunktional durchaus identisch sind, fuhrt das dann zu kaum einsehbarengraphischen Differenzierungen.