In den meisten Religionen ist das Beten einer der wichtigsten Mittel, mit dem man die Gottheit erreichen kann. Wichtig ist es auch zu sehen, welche Rolle das Beten bei der griechischen Philosophie und bei dem Fruhchristentum gespielt hat. Insbesondere wird das Gebetsverstandnis vom Mittelplatoniker Maximos von Tyrios und vom Stoiker Seneca untersucht. Im Fruhchristentum wird die Schrift des Origenes uber das Gebet unter die Lupe genommen, um zu zeigen, wie sich Origenes mit der griechischen Philosophie auseinandersetzte und eine christliche Antwort darauf vorbereitete, ob das Beten uberhaupt im religiosen Leben notwendig ist. Maximos von Tyrios schreibt in seiner Schrift dialexeij die Bedeutung des Betens in seiner Umwelt. Er behauptet, es sei sinnlos zu beten, weil man mit dem Beten nichts erreichen konne. Die ahnliche Behauptung stellt der Stoiker Seneca auch auf, dass man nicht zu beten braucht, weil man die Tugend selbst erlangen konne und als Mensch dem Fatum gehorchen musse. Die beiden Philosophen konnen aber keinen menschlichen freien Willen in ihren Systemen gewahren. Genau an diesem Punkt bietet Origenes mit seiner christlichen Antwort die Losung an, dass Gott den menschlichen freien Willen gewahrt. So korrigiert Origenes die falsche Meinungen uber das Gebet, dass man nicht zu beten braucht. Gottes Vorsehung bleibt aber auch erhalten, wenn Menschen nach ihrem eigenen Willen beten, wenn sie schwach sind. Das ist der Grund, warum man zu Gott beten muss. Nach Origenes ist das Beten nicht unsere Leistung, sondern der Geschenk Gottes, weil unser Heiland Christus uns beim Beten hilft.