Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich mit Brechts Kritik am Kleinburgertum, wie sie sich in seinem Buhnenwerk Die sieben Tod- sunden der Kleinburger (1933) niederschlagt. Als Grundlage fur die Analyse des in Rede stehenden Werkes werden die folgenden beiden Achsen seines Gestaltungsprinzips naher berucksichtigt: Das Sich-Berufen auf die ``Sieben Todsunden`` als Verstoße gegen den traditionellen katholischen Katechismus sowie das Motiv der gespaltenen Personlichkeit (Personlichkeitsspaltung). Anschließend soll die Hauptfigur Anna in ihrer Eigenschaft als gespaltene Personlichkeit betrachtet werden. Dabei geht es darum, dass die Ich-Spaltung zwangslaufig mit der Selbst-Entfremdung Annas einhergeht. Es wird sich herausstellen, dass Anna fur die Leiden, die sie als Folge der durch die kapitalistische Marktordnung diktierten Bedingungen erfahrt, nicht mit Mitleid zu bedenken ist, sondern vielmehr mit harscher Kritik. Denn als Reprasentantin des Kleinburgertums tragt sie zum historischen Heraufkommen der Nazis bei.