In der vorliegenden Arbeit wird versucht, Hermann Hesses Gedichte der zweiten Halfte seiner so genannten ``Krisenzeit`` zu interpretieren. Das lyrische Schaffen Hermann Hesses entwickelt sich in drei Abschnitten. Der erste beginnt im Jahr 1895 und endet mit des Dichters Wende um 1914, der zweite, ``Hesses Krisenzeit``, erstreckt sich von 1915 bis 1927 und der letzte reicht von 1928 bis zum Ende des Dichters 1962. Und jeder weist die verschiedene Stufe der Auseinandersetzung des Dichters mit sich selbst und mit dem Leben uberhaupt auf und reflektiert auch die jeweilige andere Phase seines Erlebens und Denkens in den verschiedenen Themen und Formen seiner Gedichte. Hesses Krisenzeit-Gedichte des zweiten Abschnittes unterscheiden sich so stark von den meistens volksliedhaft-romantischen und musikalischen Gedichten des ersten, wie Hesses neue Einstellung zum Leben und Dichten und seine neue Fragestellungen ganz anders sind als die fruheren. Aus dem sehnsuchtigen Wanderer wird nun ein entschlossener Sucher, an die Stelle der Gefuhle und Stimmung tritt das Denken und das Sich-Erkennen. Und die Form erfahrt auch entsprechend manche Anderungen. Wahrend gefuhlvolle Stimmungen und sehnsuchtige Traume in der traditionellen Form ihre lyrischen Ausdrucke gefunden hat, fordern die neuen geistigen, psychologischen Erfahrungen des Dichters ganz neue Ausdrucksweise. Die volksliedhaften Gedichte weichen nun den erzahlenden Prosagedichten in freien Rhythmen. Es ist allgemein bekannt, dass Hesses Lyrik in der bewussten Nachfolge der deutschen Klassik und Romantik steht. Dieses Bewahren der Tradition weist aber nicht auf ein unkritisches Epigonentum, sondern auf tiefe Skepsis gegen eine arbitrare Kunstproduktion und auf den Willen zum artistisch ausgefeilten Wortkunstwerk hin. Diese formale Traditionsgebundenheit gilt jedoch nur teilweise fur die Inhalte, da Hesses Lyrik neben uberlieferten romantischen Motiven eine Fulle von ganz eigenartigen Stoffen und Themen zeigt, die mit dem vollig facettenreichen Sprachgebrauch einen individuellen Charakter und eine große Faszination seiner Gedichte ausmachen, was besonders fur die Gedichte der ``Krisenzeit`` Hermann Hesses gilt.