Der Bild-Begriff von Gilles Deleuze zieht den Dauer-Begriff von Henri Bergson heran. Wenn das Bewegungs-Bild, das aus dem sensomotorischen Schema im klassischen Film besteht, den Verlauf der Zeit durch kontinuierliche Einstellungen indirekt zeigt, prasentiert das Zeit-Bild im postmodernen Film nicht die chronologische, sondern die direkte Zeit. Das Zeit-Bild, in dem Zeit in sich selbst als Bild gilt, bezieht sich auf die Offenheit der Dauer im Sinne Bergsons. Das heißt, dass sich die Gegenwart, welche Zeit als heterogener Prozess die Realitat differenziert, ununterbrochen spaltet. Die drei Phasen des Zeit-Bildes, zu denen sich das optische Bild und das Zeichen entwickeln, sind wie folgt eingeteilt: die Phase des Erinnerungs- und des Traumzeichens, die der Zeitkristalle und die des Chronozeichens. Darunter wird das Kristallbild bzw. der Zeitkristall als der Kern des optischen Zeichens durch die Ununterscheidbarkeit von Aktuellem und Virtuellem, von Transparenz und Opazitat und von Keim und Umwelt gepragt. Ahnlich wie das Spiegelbild kann das Kristallbild, das die Charakteristik der ununterbrochenen Wechselbarkeit von Aktuellem und Virtuellem innehat, das opake Virtuelle zum transparenten Aktuellen erscheinen lassen, und es kann im Verhaltnis von Keim und Umwelt heranwachsen. Dadurch kann das Kristallbild seine Identifikation behaupten. Man kann einen Film im Film als Beispiel fur das Keimbild nennen. Wahrend der Zeitkristall die Differenz von Wahrnehmung und Erinnerung, Realem und Irrealem, Physischem und Spirituellem ununterscheidbar macht, differenzieren sich das Wahre und das Falsche im Chronozeichen nicht. Das Chronozeichen, das mit der Ordnung der Zeit und der Zeit als Serie in Zusammenhang gebracht wird, basiert auf dem Prinzip des Werdens. Das Chronozeichen, das im Sinne Nietzsches Bilder ununterbrochen kreativ erzeugt, kann als die asthetische Strategie der Postmoderne oder des Poststrukturalismus fungieren. Und der Versuch, das Zeit-Bild als Bildphilosophie in den Vordergrund zu stellen, ist das filmasthetische Prinzip des Poststrukturalismus, das der Unsicherheit der Welt entgegensteht.