In der modernen Kunst ist das Hassliche nicht mehr nur ein Nebenmittel fur die Vervollkommnung des absoluten Schonen. In der Moderne ist es sinnlos, dass man das Hassliche von der harmonischen Ansicht aus betrachtet. In der modernen Kunst fungiert das Hassliche als ein Ausdruck des kritischen Geistes und des Widerstandes gegen die Fesselung und die Unterdruckung in der Gegenwart. In Zusammenhang mit dieser Funktion des Hasslichen verwendet Heiner Muller die verschiedenen erschreckenden Elemente wie Kannibalismus, Selbstzerfleischung, gewalttatige Sexualitat und das Groteske sehr strategisch. Diese negativen Elemente in Mullerschen Werken wirken fur den Rezipienten zum Schock und Schrecken und deuten den Kreislauf der Gewalt und der Unterdruckungsstruktur in der Geschichte an. Bei Muller geht es darum, dass man etwas erfahrt oder etwas erlebt, und man kann durch das Erlebnis des Schreckens eine Gelegenheit bekommen, uber die dustere geschichtliche Situation erneut nachzudenken. In den Werken von Heiner Muller wird das Hassliche fur dieses Erlebnis produktiv benutzt und nach seiner Wirkungsabsicht, das tote Geschichtsbewusstsein der Zeitgenossen wiederzuerwecken, strategisch verwendet. Bezuglich der Wirkungsasthetik oder der Wirkungsstrategie hat das Hassliche bei Heiner Muller eine asthetische Selbstandigkeit und die Funktion, das subjective Selbstbewusstsein und die kritische Denkfahigkeit uber die Geschichte wieder zu beleben.