In der vorliegenden Abhundlung wird versucht, das Lachen in der Bibel und dessen Einflu¨sse auf das Mittelalter in Europa zu untersuchen. Der Bund Gottes mit den Ahnen Israels und gerade das Wirklich-Werden dieses Bundes sind in der Genesis mit dem Lachen verknu¨pft. Auf Gottes Verheißung einer großen Nachkommenschaft bezieht sich das Lachen Abrahams und Saras. Abraham reagiertauf das Gotteswort mit dem Lachen im Gestus des Niederfallens als Zeichen der Unterwerfung unter das Gotteswort. Aber Saras Lachen ru¨ckt ganz nahe an das Sakrileg, weil sie ohne diesen Gestus der Unterwerfung lacht. Trotzdem ist es nachzuweisen, dass nach Isaaks Geburt auch Saras Lachen, das die Macht des go¨ttlichen Wortes mißachtet hat, den Namen Isaaks, d.h. `er lacht`, begru¨ndet. In Hinblick hierauf ist Saras Lachen umzuorientieren. Und nach Saras Rede, `ein Lachen hat mir Gott bereitet`, bedeutet sogar Saras Lachen, dass das Gotteswort an ihren Ko¨rper zur Wirklichkeit geworden ist. In diesem Sinne dru¨ckt es Freude und Bejahen des Gotteswortes aus. Aus der Untersuchung des Lachens sowohl im Alten als auch im Neuen Testament ergeben sich folgenden Aspekte: 1) Das Lachen Gottes ist stets ein triumphierendes und ineins damit verspottendes, hohnvolles Lachen. 2) Jesus lacht oder la¨chelt nie. 3) Es sind ausschliesslich die Toren, das sind diejenigen, die nicht im Besitz der Weisheit sind, also die Ungla¨ubigen, die Heiden, welche lachen. 4) Derjenige hingegen, der im Besitz der Weisheit ist, d.i. der Gla¨ubige, mag allenfalls ein wenig La¨cheln. 5) Weder im Alten noch im Neuen Testament wird auch nur eine einzige Stelle erwa¨hnt, wo das Lachen positiv gewertet ist. 6) Die Ungla¨ubigen werden verlacht, verspottet, verho¨hnt. 7) Die a¨chtung des Lachens gipfelt in der ausdru¨cklichen Verwerfung dieses Verhaltens durch Jesus. Das fro¨hliche, herzliche, unbeschwerte Lachen als Ausdruck der Freude ist also in der Bibel mehr als bloß verpo¨nt. Es ist deshalb gewiss kein Zufall, dass die Verurteilung des Lachens bereits in den a¨ltesten Zeugnissen verbindlicher, sittlicher Normen des Mittelalters, den mo¨nchischen Regeln festgeschrieben wird. Fu¨r einen Christen geht es hauptsa¨chlich darum, den in der Bibel als Wort Gottes schriftlich festgehaltenen Willen Gottes zu erfu¨llen. Deswegen war das Lachen im Mittelalter in allen Bereichen der offiziellen Ideologie und in den strengen Umgangsformen des offiziellen Lebens verpo¨nt. Trotzdem waren das Lachen des Volkes und die volkstu¨mliche Lachkulter nicht ganz zu verdra¨ngen. undererseits schuf die extreme Seriosita¨t der offiziellen, kirchlichen Ideologie die Notwendigkeit, außerhalb ihres Geltungsbereichs die verdra¨ngte Heiterkeit und das Lachen zu sanktionieren. Mit diesem Hintergrund entwickelte sich die lateinische Lachliteratur, deren wichtigste Gattung die Parodie ist. Das Lachen des Volkes im Mittelalter spiegelte sich in den Werken der Vertreter der literarischen Renaissance wider. Besonders Mt in Rabelais` Werk das Vorherrschen des materiell-leiblichen Lebensprinzips, der Motive des Ko¨rpers auf. Rabelais wurde zum gro¨ßten Poeten des "Fleisches" und des "Leibes" erkla¨rt. Dieses materiell-leibliche Lebensprinzip ist als die fu¨r die Renaissance charakteristische "Rehabilitierung des Fleisches" zu interpretieren, als Reaktion auf das asketische Mittelalter.