Dussek hat um 10 ja¨hrigen Aufenthalt in London von 1789 bis 1800 zahireiche Klaviersonaten, Kozerte und Kammerwerke mit Klavier geschrieben. Betrachtet man den Klavierstil und die in seinen gesamten Werken einnehmende kompositorische Stellung der Londerner Werke, hat es Gultigkeit, daβ Dussek einen Vertreter der "Londoner pianoforte school" genannt wird. Dussek schrieb in der ersten Ha¨lfte seiner Londoner Zeit wenige Werke fu¨r Klaviersolo. Jedoch zeigen sie bei Sonaten schon einen konstruktiven Aufbau der Sonatensatzform und sein charakteristisches Kennzeichen, das durch Kantabilita¨t und Leidenschaft gepra¨gt ist. Bemerkenswert sind in Sonaten die Gegenu¨berstellung der zwei kontrastierenden Themen in der Exposition, und der ha¨ufige Tonartenwechsel in der Durchfu¨hrung, welcher in einzelnen Klavierstu¨cken noch freier und kuhner vorkommt. In der zweiten Ha¨lite der 90er Jahren entstanden nur Kiaviersonaten fu¨r Klaviersolo. Ein neuer satztechnischer Stilmerkmal ist die motivische oder thematische Entwicklung, die wahrscheinlich von Clementi beeinfluβt geworden ist. Daneben tritt die kompositorische Eigentumlichkeit Dusseks noch deutlicher als zuvor hervor. Die Werke enthalten sowohl fortschrittenen Klaviersatz als auch ku¨hne harmonische Entwicklung durch entlegene Tonarten wie Enharmonik und Chromatik. Der langsame zweite Satz ist besonders ausdrucksvoll dargestellt. Auffallend sind die singende Melodie mit viltfa¨ltiger Verzierung und die stimmungsvolle Unterstu¨tzung der Begleitung, die sich unter Voraussetzung der Pedalwirkung in einer breiten Klavierlage bewegt. Sie nehmen den Klaviersatz des 19. Jahrhunderts vorweg. Der virtuose Klaviersatz, die voile Klangwirkung und die Differenzierung der Klangfarbe durch die verschiedene Klavierlagen sind die gemeinsamen Merkmale der Londoner Schule. Die stilistische Eigentu¨mlichkeit Dusseks liegt aber in der verzierungsvollen Melodielinie, im ku¨hnen Harmoniewechsel und in den differenzierten Vortragsbezeichnungen, womit Dussek um neue Ausdrucksrnittel bereicherte und auf den Kiavierstil der folgenden Generation beeinfluβte.