Thomas Mann hat sick nicht wenig an der Etablierung seiner Bilder beteiligt, die von einem aristokratisch-nationalen Individualisten u¨ber den $quot;Demokraten$quot; und $quot;Sozialisten$quot; bis hin zu dem humanistischen $quot;Weltbu¨rger$quot; reichen. Es hat die Fachwelt u¨ber Generationen gereizt, nach diesen Bildem eine Entwicklung seiner politischen Gesinnung und seiner geistigen Reife, ja Gro¨ße zu zeichnen. Als eine solche lebt der deutsche Autor im Geda¨chtnis nicht nur der vielen litenturkritischen Ko¨pfe, sondem auch der gemeinen Welt fort, und so bleibt er auch hierculunde im vollen Licht. Das Bild des politisch diuhgepru¨ften Thomas Mann kann allerrlings nur bedingt geltend gemacht werden, wenn man die grundlegenden Momente seines Politikversta¨ndnisses genau betrachtet. Es gibt nicht wenig Materialien, die uns einen naheren Einblick in seine Einstellung zur Politik und Gesellschaft gewa¨hren. Man denke nur an seine wortgewaltige politisch-unpolitische Kampfschrift Betrachturagen eies Unpolitischen zu Zeiten des etsten Weltkrieges, seine republikanischen Bekenntnisse in den darauffolgenden Jahizehnten und die zahlreichen Stellungnahmen zu der vom Faschismus beclirohten Welt in der Vor- und Nachkriegszeit. Die vorliegende Arbeit versucht, anhund dieser Zeugu¨isse Bedingungen, Mo¨glichkeiten und Grenzen des Pofitik- und Menschenversta¨ndnisses des vielbesprochenen Autors aufzuzeigen. Sie geht von der Annahme aus, daß das Selbstversta¨ndnis des stark autobiographisch orientierten Autors und seine politischen Ansichten in einer engen Wechselbeziehung stehen, daß der Entwurf seines angestrebten Ich-Bildes und das Schaffen seiner politischen Publikationen sick gegenseitig dienen. Es wixl des weiteren davon ausgegangen, daß dabei seine negativ besetzte Imagination vom `Weiblicheri und seine Gleichsetzung der eigenen `homosexuellen` Gefu¨hlsorientierung mit dem `Weiblicheri sowie die damit einhergehende Verdra¨ngung der genuinen Empfindungen als Grundagenzien der Entwu¨rfe des Ich und der Welt anzusehen rind. Es wind danach gefragt, in welcher geschlechtlichen Charakterstik seine politischen Gesinnunga in den verschiedenen Lebens- und Werkphasen zum Ausdmck kommen, inwiefern sick dabei ein innerer Zusammenhang mit seinem Selbstversta¨unnis finden la¨ßt und ob und inwieweit die Gerinmmgen eine Modifikation erfahren. Thomas Manes Auseinunderetzung mit seine `weiblichen` Ich-Anteilen bzw. seiner a1s `weiblich` eingescha¨tzten `Homosexualita¨t` bestimmt sein Bild der Politik bzw. Demolatie in der Zeit der Betraohtunyen. Die $quot;femininen$quot; Charaktershka, die er auf die Politik und Demokratie projiziert, werden um seiner `Ma¨nnlichkeit` willen strikt abgelehnt. Seine mit der Humanita¨tsidee verbundene neue Verpflichtung fu¨r die Politik und Demokratie geht mit der Modifikation seines Ich-Bildes vom `Ma¨nnlichen` zum `Ma¨nnlich-Humaneri einher, die mit seiner Konzeption der Homosexualita¨t-Theorie von Freud eingeleitet women rein du¨rfte - mit seiner Himmserurg der `weiblichen Homosexualita¨t` durch deren `ma¨nnliche` Sublimierung. Allerdings kann er semen giundsa¨tzlichen Unwillen u¨ber die Masse von $quot;unten$quot; nicht u¨berwinden und bleibt im Kern seinem aristokatisches Versta¨unnis von der Derrmln`atie verhaftet. Schließlich besta¨tigen sick der Zusammenhang zwischen seinem Ichbild und seinem Politikversta¨unnis sowie seine bleibende unpolitisch-undemolo$quot;atische Position durch eine Analyse seiner Tagebuchvermerke zum Korealieg. Der $quot;Weltbu¨rger$quot; wird gerade zu Anfang des Korealieges von seiner `letzten Liebe` - einem jungen Zu¨rcher Kellner ergtffen, und wa¨hrend er sich mit seiner Ergriffenheit bescha¨fhgt, erweist er sich als (welt-)politisch kwsichtig; er scha¨tzt die beiden Weltma¨chte durrhaus einseitig ein, die USA seien aggresiver, weil sie im Namen der UN fu¨r ihre eigene Weltherrchaft kampfen wiznden, nimmt aber das mo¨gliche Intetse