Im Werk ,,Ansichten eines Clowns, 1963$quot; klingt eine vielfa¨ltige Problematik an: Hier werden zahlreiche dualistische Gegensa¨tze dargelegt, humanistische Tugenden als ein Weg zur U¨berwindung der Dualita¨t dargestellt und nicht zuletzt utopische Ansa¨tze fu¨r die moderne Gesellschaft vorgeschlagen. Dieser Roman, die Geschichte von einem chwarzen Schaf`, ist wohl der umstrittenste der 60er Jahre. ie Ansichten eines Clowns$quot; sind die Genaralabrechnung mit der Restaurationsgesellschaft; eine Abrechnung, die gerade durch a¨ußere Subjektivierung ihre Scharfe und Treffsicherheit gewinnt. Bo¨ll selbst a¨ußert sich zu seinem Werk wie folgt: ch glaube, da kein Buch so mißverstanden worden ist wie die nsichten eines Clowns$quot;. Es war eigentlich nur eine Liebesgeschichte, wirklich nicht mehr.$quot; Aber Ihier wird die apitulation des deutschen Katholizismus vor dem Nachkriegsopportunismus$quot; bloßgestellt und dagegen das ,,Evangelium der Armen$quot; gepredigt. Der Clown ist ein issident im eigenen Land$quot; und erlebt das ,,Jahrhundert der Vertriebenen und der Gefangenen$quot;. Aber er ist f¨ur eine ,,Ur-Gemeinschaft$quot;: Seine scharfsinnige Kritik an der Gesellschaft und sein heftiger Angriff auf die Sozialpolitik ist nichts underes als eine tiefe Zuneigung zu semen Mitmenschen. Fu¨r ihn ist das Leben ein wiges Unterwegssein$quot;, und er selbst ist ein Reisender, der sich nach der Utopie sehnt und sich daßei in der Welt verirrt: In der deutschen Literatur fallt auf, da Figuren wie Hans Schnier in diesem Roman, wie der Anselm Kristlein in Martin Walsers albzeit$quot; oder wie der Oskar Matzerath der lechtrommel$quot; eine Integrita¨t gegenu¨ber ideologischen, politischen und materiellen Verfuhrungen bewahren, die sie durchaus als standhafte Heilige, als Kinder einer zweiten Unschuld, als verirrte So¨hne eines alien Antagonismus femen Paradieses erscheinen 1a¨ßt. Der Begriff umanita¨t$quot; umfaßt Menschheit, Menschlichkeit, Menschenrecht, Menschenwu¨rde, Menschenliebe. In der Humanita¨t sind auch die menschlichen, sozialen Tugenen inbegriffen wie Barmherzigkeit, Bru¨derlichkeit, Gleichheit, Gerechtigkeit. Da findet man den ho¨chsten Wert, der uns unentbehrlich scheint; man braucht ihn, um das menschliche Leben zu gestalten und um die menschenwu¨rdige Gesellschaft zu gru¨nden. In den ,,Frankfurter Vorlesungen$quot; proklamiert Bo¨ll die ,,A¨sthetik des Humanen$quot; als wesentliche Substanz der Literatur: oweit es u¨berhaupt noch eine Rechtfertigung des Humors in der Literatur gibt, ko¨nnte seine Humanita¨t darin bestehen, das von der Gesellschaft abfa¨llig Behandelte in seiner Erhabenheit darzustellen.$quot; Und weiter: ie Literatur kann offenbar nur zum Gegenstand wa¨hlen, was von der Gesellschaft zum Abfall, als abfa¨llig erkla¨rt wird.$quot; Also, ie Humanita¨t eines Landes la¨ßt sich damn erkennen, was in seinem Abfall landet, was an Allta¨glichem, noch Brauchbarem, was an Poesie weggeworfen, der Vernichtung f¨ur Overt erachtet wird.$quot; Er sucht nach einer ,,bewohnbaren Sprache$quot; in einem ewohnbaren Land$quot;. Ist es u¨berhaupt mo¨glich, Bo¨lls Ansichten mit denen vom Clown Schnier zu identifizieren? Diese Frage bleibt offen, solange wir nicht entziffern ko¨nnen, was er unter dem Motto seines Werkes verstanden hat: ie werden es sehen, denen von Ihm noch nichts verku¨ndet ward, und die verstehen, die noch nichts vernommen haben.$quot;