Fur Durrenmatt ist die Welt $quot;ein Ungeheures, $quot; ein $quot;Ratsel an Unheil$quot; and der Mensch ist unfahig uberhaupt, mit Hilfe seiner eigenen, etwa seiner Vernunftkrafte, die Welt zu $quot;gestalten$quot; and zu $quot;beherrachen$quot;; er kann nur versuchen, sie zu $quot;bestehen.$quot; Diese Welt ist fur Durrenmatt dramatisch nicht mehr in der Tragtidie, die $quot;eine gestaltete Welt$quot; voraussetzt, sondern nur noch in der KomSdie darstellbar. Ihre Hauptmerkmale sind $quot;Paradoxie and Groteske$quot;. In diesem Sinne scheint auch $quot;Der Besuch der alten Dame$quot;, $quot;Eine tragische KomSdie,$quot; die 1956 uraufgefuhrt wurde, ein Yersuch zu sein, in der KomSdie durch Paradoxie and Groteske eine ungeheure Welt darzustellen. Die alte Dame, Claire Zachanassian, in diesem Werk ist die Zentralfigur des Groteaken, die mit dem inhumanen and $quot;aul3.erhalb der menschlichen Ordnung$quot; vorhandenen Charakter in die alltaglichen Gullener-Welt hineinbricht and durch die pervertierte Gerechtigkeit Ill, die Hauptfigur, ermordet. Vor dieser Gewalt des $quot;BSsen$quot; steht Ill machtlos and geht zugrunde ohne Rettungsgnade, wobei das Tragische erscheint. Jedoch verzichtet der Autor hier nicht auf die komi. sche Darstellung. Das wird deutlich vor allem in den Szenen der Marionetten um Zachanassian, in der Technik des Zufalls and des MiBverstandnisses and in der parodistischen Namengebung. Denn Durrenmatt glaubt, daB er das Tragische dieser Welt, in der es keine Schuldigen mehr, keine im wahren Sinne Verantwortlichen gibt, aus der Kombdie heraus erzielen, hervorbringen kann. Aus dem $quot;Plbtzlichen, $quot; $quot;Unerwarteten$quot; and grimmigen Komischen, das sich bis zum Tod Ills durch das pervertierte Gericht entwickelt, eracheint die Paradoxie. Sie fuhrt das Publikum zur Distanz and Nicht-Identifikation, was den Verfremdungseffekt wie bei Brecht schafft. Im Verhaltnis zur Tradition, in der Kritik am uberkommenen Begriff der Tragbdie, im Versuch, den Zuschauer an der distanzlosen Identifikation zu hindern-and damit hangen $quot;die Thechniken der Verfremdung and Episierung$quot; zusammen-gibt es die Ziige, die DGrrenmatt and Brecht miteinander verbinden. Aber Durrenmatt, der eine paradoxe, ungerechte Welt darstellt, wirft die Frage nach ihrer Veranderbarkeit auf, wahrend Brecht um die Frage kreist, durch welche Techniken der Zuschauer am besten zur Kritik zu erziehen sei. Bei Brecht wird dem Leser $quot;eine uberlegene Perspektive$quot;, eine Einsicht in die dargestellte Welt, $quot;ein erwunschter Ausgang$quot; als m8glich angeboten. Anders Durrenmatt. Er beharrt darauf, $quot;Das Theater ist nur insofern eine moralische Anatalt, als es vom Zuschauer zu einer gemacht wird.$quot; Er zwingt den Zuschauer zu Nichts, nennt keine Lbsungen, wahrend er in der Darstellung von Paradoxien and Grotesken verharrt. Darin liegt einer der fundamentalen Unterschiede, die Durrenmatt von Brecht trennen. Dieses Verhalten Durrenmatts scheint mit seinem Standpunkt, daB die menschliche $quot;Ursprungssituation$quot; paradox sei, in Zusammenhang zu stehen. Ills Sterben ist nicht $quot;substentiell begrundet$quot;, sondern $quot;entspringt der grotesken Racherlaune$quot;. Die Gerechtigkeit ist selber kriminnell. Die Gemeindeversammlung am Ende des Stnckes, eine $quot;furchtbarlacherliche Demonstration$quot;, faBt das Groteske des Werkes zusammen. In der Mitte dieser grotesken Stromung ist Claire Zachanassian. Durch sie erscheint die Gestaltung des Grotesken als $quot;der Versuch, das Damonische in der Welt zu barmen and zu beschwtiren$quot; wie Kayaer sagt and da ist Durrenmatts Verauch abzusehen, der das Tragiache $quot;als einen schrecklichen Moment, als einen sich Sffnenden Abgrund$quot; aus der Kombdie heraus erzielt. Darin liegt das Groteske als die wichtigste Funktion der Gestaltung, die das Werk als $quot;Eine tragische KomSdie$quot; charakterisiert.