In dieser Arbeit wird versucht, die hthetischen Werke van Schnitzler, Beer-Hohann, Andrian, Hohannsthal und Altenberg im Kontext der europaischen kadence-Literatur umfassend darzustellen. Zuerst wird gezeigt, wie der norddeutsche Naturalismus von Hauptmann, die skandinavische Modeme von Ibsen, Jakobsen und Maeterlinck sowie der franzosische Impressionismus und Symbolismus von Huysmus, P. Bourget und M. Barres in der Wiener Modeme rezipiert wurden. Der die Sachenzustiinde der Welt realistisch abbildende Naturalismus wurde in Wien positiv als eine Darstellung des ganzen Lebens gewertet, dann die die geheimen existentiellen hgste der modemen Menschen psychoanalytisch darstellende Literatur der skandinavischen Modeme als faszinierendes Weuland der Seele entdeckt, und schlieBlich die kein Sinngefige mehr zeigende morbide Welt des franzosischen Impressionismus und Symbolismus als Diagnose der problematischen Situationen der modemen Zeit empfunden. Es wurde jedoch gleichzeitig davor gewamt, daB die Decadence-Literatur den Verfall verkliiren konne. Man distanzierte sich von dem dilettantischen Asthetizismus und wollte ihn dwch die ethische Haltung zugunsten eines gesunden Lebens ubenvinden. Es folgt dam in dieser Hinsicht die Analyse der Literatur der Wiener Modeme. In den Dramen Schnitzlers zeigt sich, daB die hthetisch lebenden Figuren nicht in der Lage sind, einen echten Dialog miteinander zu fihren. Die psychoanalytische Herangehensweise IaBt uns die kritische Sicht des Autors auf die Krise der Modeme vermuten. Auch in Beer-Hofmanns Novelle Der Tod Geogs kommt ein iisthetisch lebender Mann vor, der kaum eine Kommunikation mit anderen Menschen f&rt. Seine subjektiven Wahmehmungen erweitem sich zu einer Phantasiewelt. In seiner Phantasie erlebt er jedoch den Tod seiner imaginierten Frau und dann den realen Tod des Freundes Georg. Diese Erfahrungen mit dem Tod als ontologische Bedingung des Menschen lassen ihn die Wichtigkeit einer Gemeinschafi, m der auch er gehort, erkennen. In Andnans Edhlung Der Garten der Erkemblis lebt der junge Erwin von der Sehnsucht nach der Erkenntnis gewisser Wahrheiten getrieben. Er ahnt die Wahrheiten in allen schonen Erscheinungen des Lebens wie Kunst, Religion, Nab, Wissenschafi usw. Er gelangt dann zur Erkenntnis, dass das Leben, das in ihm selbst liegt, die einzige Wahrheit ist. Und er hort im Traum alle Menschen ihn bei seinem Namen den und stirbt. In den lyrischen Dramen Hofmansthals widerfahrt haufig der iisthetisch lebenden Hauptfigur plotzlich der Tod als unvermeidliches Schicksal. Im Angesicht des Todes erkennt sie die Notwendigkeit, ihre Identitat in der Gesellschafi neu zu definieren. In den Prosaskizzen Altenbergs interessiert sich der iisthetisch denkende Eaihler als Personifikation des Autors selbst fk das Seelenleben von normalen Menschen. Die Menschen leben alle von der unstillbar aufsteigenden Sehnsucht nach einer Verbindung mit ihren geliebten Mitmenschen getrieben. Diese Sehnsucht ist meiner Ansicht nach in der Lage, die Menschen zu einer Gemeinschaft zu binden. Zusammenfassend liiat sich sagen, dal3 die Literaturen der Wiener Modeme nicht der europaischen Decadence verfielen, sondem sich kritisch davon distanzierten.