In der vorliegenden Arbeit wird versucht, durch die Betrachtung eines. Gedichts von Ingeborg Bachmann, ein Vogel", die Aufgabe der Dichter zu ergriinden, die in dem heutigen sprachlichen Odland leben. In der Tat, leben wir jetzt in einem hochentwiclcelten technischen Zeitalter, in dem Komputer den Kopf des Menschen in den Schatten stellt and eine Mondexpedition in alley Leute Mund liegt. Trotzdem klagt man fiber die Durftigkeit in allen Bereichen. Zugleich, inmitten der iiberfliiBigen VertSffentlichungen, setzt die die Sprache behandelende literarische Welt sich mit dem Verlust der Sprache, dem Dilemma der Literatur and sogar mit der Abschaffung der Literatur auseinander. Eine Kritik fiber eine sogenannte Konkretepoesie lautet, es sei eine forcierte Sprachreflexion, um nur das Material nicht erkalten zu lassen. Dieses Phanomen weist darauf hin, wie weft zur Zeit die Sprache aufgeblaht ist. Die gegenwartige Literatur, die sich auf dem Boden dcs Verlusts des. Fiktionalen durch Verzicht auf auBersprachlichen Sinn dawn befreien versucht, fuhrt zu dem Resultat, aus der Lyrik das lyrische Element auszuschlieBen. Vor allem veranlaf3t die seit den sechziger Jahren stark erwachsende Linguistilc die Wissenschaften sich neu zu orientieren; demnach erstreckt sich die Sprache fiber die Mittel der Literatur hinaus zum Gegenstand selbst. Die literarische Sprache erlebt nun den Zusammenbruch der traditionellen Zusammenhange, and steht vor der Notwendigkeit, neu organisiert zu werden. Anders gesagt, die heutige legativform der Literatur weiB sich keinen Rat, wie sie sick in die Positivform wenden Boll. Vor 20 Jahren bezeichnete H. Friedrich die Moderne Lyrik bis zu jener Zeit mit den negativen Begriffen wie "Dissonanzen and Abnormalitat," and sagte, daB die Dichter allein mit der Sprache seien, aber die Sprache allein die auch rette. Aber die Literatur zeigt zur Zeit eine erastere Sterilitat als die Kahlschlag-Literatur der fynziger Jahre, in der Hinsicht, daB jene nur die Aspekte der negativen Widerstande and Experimente in Erscheinung bringt, ohne sich auf die Rettungskraft der Sprache zu verlassen. Zu diesem Zeitgunkt hatte es einen Sinn, mit einem Dichter der funfziger Jahre in Verbindung zu treten, der zwar auf dem Odland stand and sick dennoch auf den "Wallungswert" der Sprache verlieB, so daB man mtSglicherweise einen alchimedischen Punkt finden ktSnnte, der die heutige Negativform in der Literatur in die positive zu drehen vermag. In diesem Zusammenhang ist das Gedicht ein Vogel" sehr aufschluBreich. Die Dichterin Ingeborg Bachmann wird als ein Sprachgeist gezahlt, der ie Wiederkehr aus dem Schweigen" erzielte, indem sie auf die Rettungskraft der Sprache vertraute, obwohl sie schon am Eingang in die zweite Jahrhunderthalfte ie Sturze [der Sprache] ins Schweigen" genau vorausah. Im Gedicht ein Vogel" greift die Dichterin das Dichten selbst als Thema auf, wahrend sie den Auftrag gegenuber den Dichtern bejaht. Das Gedicht kann in 5 Strophen geteilt werden. Die erste Strophe bietet als Introduktion einen Ausblick fiber die verheerte Welt an. In der zweiten trifft der Dichter sick mit dem Vogel auf dem Turm, der Eule, die die Eigenschaft der Hellsichtigkeit hat. Die dritte behandelt die Innenwelt des lyrischen Ichs, and in der vierten wallt die dichterische Inspiration darin auf. Zuletzt, in der fiinften, zeigt sick die Vollendung des Dichtens durch das Opfern des Herzens. Hier vereinigen sick die Welt, das Ich and die Sprache, deren Vertrauensverhaltnis schon Ingeborg Bachmann selbst als schwer erschuttelt bezeichnete, in einem Gesichtskreis, and die drei gestalten sick zu einer dichterischen Sprache. Der Dichter befindet sich im Zeitraum zwischen der verheerten Vergangenheit and der zukiinftigen Eiszeit, d.h., einer estundeten Zeit", .die jederzeit widerrufbar ist. In dieser Zeit sollte der Dichter die bosondere Eigenschaft der Eule haben, namlich uhe" and tetigkeit". Der Dichter tritt damit ins sprachliche Odland, indem er sich der