Ein ideales Ich muß notwendigerweise die Widerspruche in seinem eigenen vereinigen und die einseitige Seele aufheben. Hermann Hesse sieht in seinem Werk Siddhartha so, Im Siddhartha nimmt dieses Ich, das aus; zwei Seelen besteht, ein tragisches Ende bei der Begegnung mit dem Unendlichen, da eine einseitige Seele immer das Gefu¨hl, Nirgends-Zuhausesein, haben muß. Das U¨berall-Zuhausesein hangs fu¨r Hermann Hesse davon ab, wie das Ich am Flusse bei Vasudeva die Einheit des. Lebens und das Strahlen des Leidens durch das Erwachtsein erreicht, und wie das naive Ich sein von Verzweiflung beherrschtes undsich beinahe seinem Untergang na¨herndes Ich zu Erwachtsein gebracht. wird. Dieses Problem genau zu betrachten, babe ich mir vorgenommen,. die Vorstellung Hermann Hesses bezuglich 》der zwei Grundtype des. Menschen und der drei Stufen der Menschwerdung《 in Angriff genommen. Dabei handelt es sich bei Hesse nicht um die Geschichte, den Gegensatzoder die Spannung des Lebens, die durch das Unendliche und das Endliche erhoben werden, sondern um die Entdeckung des Ichs, das tief in seinem Werden und Sein wurzelt. Peter Camenzind, Knulp, Demian, Harry Haller, auch Siddhartha…alle stehen in der eigentu¨mlichen Beziehung mit dem Ich und der Welt. Die Schicksale all dieser Helden bewirken sick gegenseitig. Sie waren aber des Seins bedu¨rftig, worauf sie ihre eigene Existentgrunden sollten, obwohl die Schicksale passiv von Gewalt geleitet werden. Wie sich Goldmund an dem Leben nicht positiv beteiligt, sondern es negativ fu¨r sein Ich zum Nutzen bringt, so verbringt such Siddhartha das. Leben mit 》dem Warten, Fasten und Denken《 und nimmt das Bemuhen 》um Beslnnlichkeit und betrachtende Lebensfu¨hrung《 in Besitz. Daher ließ einerseits Govinda die Zuflucht zum Erhabenen und seiner Lehre gewa¨hren. Aus demselben Grunde bleibt Kamala gegen das Verschwinden Siddharthas gleichgu¨ltig. A¨hnlich kann er sich von seinem Freund Vasudeva nur mit einer Verneigung verabschieden, als Vasudeva von ihm Abschied nahm. Hermann Hesse ha¨lt dies fu¨r den vergeistigter Weg und das menschensuchende Benehmen, das das Ich in die erwu¨nschte Ordnung bringen sollte. Denn 》wer Geist und Natur, Gut und Bo¨se, als verwechselbar empfindet, ist der furchtbarste Feind jeder Ordnung. Denn dort beginnt das Gegenteil von Ordnung, dort beginnt das Chaos.《 Deshalb mu¨ssen Ich und Natur gegenseitig walten und schalten lassen und es sich gewa¨hren. Dadurch lassen sich zwei Seelen in einem Innern erwachen und die 》einheitliche Welt,《 die aus Diesseits und Jenseits, aus Sansara und Nirwana besteht, verwirklichen. Nach Hermann Hesse soil dieser Stufengang der Menschwerdung bei Lao Tse zu finden sein, dessen Tao 》der Weg vom Gerechtigkeitsstreben zum Nichtmehrstreben,《 und 》von der Schuld und Moral zum Tao isk.《 Dieser chinesische Philosoph hat: diesen Gedanken im 2. Kapitel des Tao to king wundervoll ausgedru¨ckt: $quot;Alles in der Welt ist komplementa¨r. Aus etwas wird nichts, umgekehrt aus nichts etwas. Schwer und leicht, Lang und kurz, hoch und nieder, Ton und Laut, vorn und hinten.... Das alles ist komplementa¨r. Darum muß man diese zwei Pole uberwinden Und Tao an sick erfahren.......$quot; Dieses Erfahren muß auf Hermann Hesse als eine 》mystische Dynamik《 einen großen Einfluß ausgeu¨bt haben. Trotz seiner Abweisung(Hermann Hesses Gesammelte Dichtungen: Bd. 7, S. 373) ko¨nnten das Ablehnen der Lehre (Bd. 3, S. 631, S. 634, S. 638, S. 643), die Betonung des Erfahrens (S. 650ff.) und das Erfahren der Einheit in einem Innern (S. 693ff.) u.s.w. im Siddhartha von der Lehre Lao Tses beeinfflußt worden sein.